Bericht: So war das TANZT! Festival 2024 in München
Nach einem ausgefallenen Festival im letzten Jahr hieß es am 16. November 2024 im Backstage endlich wieder „Tanzt, ihr Narren!”. Veranstalter Michael Sackermann (MRW Concerts) konnte mithilfe tatkräftiger Unterstützung (unter anderem von Vroudenspil) die 16. Ausgabe des TANZT! Festivals verwirklichen – und das in ausverkaufter Halle! Der Tag war gefüllt mit Konzerten, Autogrammstunden, Merch-Shopping und gemütlichen Sonnenstunden im Außenbereich des Backstage während der Pausen.
Sieben Bands rockten das Backstage Werk
Pünktlich um 13 Uhr öffnete das Backstage für alle TANZT!-Wütigen seine Tore – und das bei schönstem Herbstwetter. Da war die lange Schlange vor der ausverkauften Location gleich viel erträglicher. Das beliebte Münchner Mittelalter- und Folk-Spektakel startete mit Brachmond – einer lokalen Band, die beim TANZT! keine Unbekannte mehr ist, zuletzt jedoch zweimal nicht dabei sein konnte. Aber nun endlich hat es geklappt und zu ihrem 10-jährigen Bandbestehen konnten die Musiker und Musikerinnen die TANZT!-Bühne erneut erobern – zu siebt und mit neuem Gesicht. Das Festival lief an, während laute „Brach-Mond“-Rufe und textsichere Publikumseinlagen die erste Band feierten. Weiter ging es mit Cumulo Nimbus, die aus Landsberg am Lech ebenfalls eine moderate Anreise hatten. Die letzten Jahre war es ruhig um die Renaissance-Rock-Band geworden, doch nach diversen Festival-Auftritten ist zu hoffen, dass die Gewitterwolke nun wieder öfter zu sehen sein könnte. Das TANZT!-Publikum jedenfalls ließ auch hier nicht von lauten „Cumulo-Nimbus“-Rufen ab und signalisierte deutlich, dass der wilde Reigentanz und andere Klassiker noch immer gern gehört werden.
Mit Vogelfrey aus Hamburg waren erneut Wiederholungstäter am Werk: Bereits zum dritten Mal stürmten die Folk-Rock-Metaller die TANZT!-Bühne. Sie begannen ihre Show mit grünen Laserstrahlen, die eindrucksvoll aus den Fingern von Sänger Jannik kamen – wie Spider-Mans Spinnweben. Das Backstage war bereits sehr voll und das Publikum unterhielt sich und die Band mit „Eisgekühltem Bommerlunder”, als es technische Schwierigkeiten zu geben schien. Die Band konterte mit „Nie Wieder Met” und improvisierte kurzerhand, was der Stimmung keinen Abbruch tat. Der nächste Act war der einzige an diesem Tag, der sein TANZT!-Debüt feierte: Irdorath. Die multinationale Band mit ihrer bewegenden Geschichte aus Gefangenschaft und Flucht aus der Heimat brachte die Musiker und Musikerinnen dorthin, wo sie jetzt sind: Auf die Bühnen. Rund um das Front-Paar Nadezhda und Vladimir ist etwas entstanden, das in München zu sehen, zu hören und zu spüren war – ob mit ihrem frisch releasten Song „Vaukalak”, dem deutschen Stück „Drachen” oder dem gefühlvollen „Zorami”. Es wurde auch eine Tour für 2025 angekündigt.
Sie hatten beim TANZT! 2019 ihr Abschiedskonzert gegeben – aber nach ein paar Jahren der Abstinenz war es für Folkstone nun wieder an der Zeit, nach München zu kommen. Die Folk-Metal-Band war zurecht wieder auferstanden, denn am 16. November 2024 rissen die Italiener das Backstage mit ihrer Energie fast ab. Zu acht zeigten sie dem TANZT! Festival, was sich über die letzten Jahre angestaut hat und an diesem Abend so dringend raus musste: Ihre Leidenschaft für die Musik, auf der Bühne zu stehen und mit der Menge zu springen. Die starke Dudelsack-Power wurde gegen Ende des Auftritts durch einen Gast ergänzt: Juan von Corvus Corax gab sich die Ehre, mit Folkstone zu performen.
Gegen halb neun war es auch schon an der Zeit für ein echtes Urgestein des TANZT! Festivals: Vroudenspil. Die Freibeuter-Band ist nicht nur seit der ersten Stunde musikalisch mit an Bord, sondern greift Veranstalter Michael tatkräftig bei der Organisation unter die Arme. Dieses Mal hatten die sonst acht Musiker*innen eine Überraschung für ihr Publikum dabei, denn es gab zwei Sänger! Ratz von der Planke, der bis 2016 selbst am Bug der Vroudenspil-Bühne stand, teilte sich eben diese nun mit Don Santo. Stimmgewaltig war der Auftritt, bei dem sowohl neue Songs, als auch ältere Stücke aus der Zeit mit Ratz gespielt wurden und die die Fans lange vermissen mussten. Aber natürlich kam auch das neue Album „Schattenuhr” nicht zu kurz, das eine Woche vorher veröffentlicht wurde und beim TANZT! Festival Release feierte. Ob aus dem Oktett nun dauerhaft ein Nonett wird oder es sich um Gastauftritte von Ratz handelt, bleibt abzuwarten.
Um 22:15 Uhr ging’s los mit der Headliner-Show, die eine ganz besondere werden sollte. Nicht nur, dass Schandmaul nach der Krebserkrankung von Thomas seit diesem Jahr wieder auftreten kann und die Band ihr „Finale dahoam” endlich nachholen konnte – der 16. November war auch noch sein 50. Geburtstag. Dazu hat das Publikum dem Sänger kurzerhand ein Ständchen gesungen, das ihn sichtlich gerührt hat. Da Thomas selbst leider immer noch nicht singen kann, hat er den Auftritt instrumental begleitet und das Mikrofon bzw. die Mikrofone weitergereicht. Zu diesem besonderen Anlass hat Schandmaul nicht nur einen, sondern gleich zwei Ersatzsänger mit ins Backstage gebracht: Georgij Makazaria, ehemals Sänger von Russkaja, sowie Till Herence, der vor allem den Münchnern als Sänger von apRon bekannt sein dürfte. Auch an Geige und Drehleier gab es eine Vertretung (Shir-Ran Yinon), denn Saskia befindet sich derzeit im Mutterschutz. Der Auftritt kam trotz der neuen Konstellation super an und die alte Schandmaul-Energie war deutlich zu spüren.
Die Zukunft des TANZT! Festivals
Nachdem das 16. TANZT! Festival so erfolgreich und sogar ausverkauft war, hat Veranstalter Michael Sackermann bereits vor Ort verkündet, dass das beliebte Münchner Mittelalter- und Folk-Spektakel auch 2025 wieder stattfinden soll. Der voraussichtliche Termin für das 17. TANZT! Festival ist wie immer Mitte November angedacht: Also streicht euch den 15. November 2025 schon einmal fett im Kalender an!