Sonata Arctica Akustik-Show im Nürnberger Hirsch
Hört man den Namen Sonata Arctica, denkt man erst einmal an melodiösen Power–Metal, hohen Gesang, viele Keyboardsolis, schnelles Schlagzeugspiel, turbulentes Gitarrenspiel und hymnenhafte, opulente Melodien sowie teils
düstere, anklagende Texte und gefühlvolle Balladen. Das die Jungs aus Kemi (Finnland), rund um Frontmann Tony Kakko, aber auch ganz anders können, beweisen Sie zur Zeit auf Ihrer großen Europa–Akustik–Tour, mit welcher Sie auch in Nürnberg Halt machten. Im Gepäck dabei, die kalifornischen Melodic–Metal-Senkrechtstarter von Witherfall, die denAbend dann auch pünktlich um 20.00Uhr,ebenfalls mit einem Akustik-Set, eröffneten. Den Kern der Fünfer-Formation bildet das Duo Jake Dreyer (Iced Earth) und Joseph Michael (Sanctuary), welche 2018
mit Ihrer zweiten Platte „A Prelude To Sorrow“ einen kometenhaften Aufstieg absolvierten. Akustik-Set bildet eine gute Schnittmenge Ihres bisherigen Schaffens, ist instrumentalisch wie gesanglich sehr gut
umgesetzt und erfreut den Konzertgänger immer wieder mit etwas schnelleren Abschnitten, ist aber über die Dauer des Auftrittes dann doch zu ruhig und langsam, was schnell das Interesse schwinden lässt. Das die Jungs während Ihrer Perfomance pausenlos auf Ihren Hockern sitzen und rein garnichts auf der Bühne geschieht, tat ihr übriges. Dennoch wurden Witherfall wohlgesonnen aufgenommen und erhielten von der Menge brav Ihren verdienten Applaus, auch wenn Sie stimmungstechnisch wahrlich kein Knaller waren. Das der Abend dennoch höchst unterhaltsam wird, ist dem Musikfreund und Fan dennoch bewusst. Denn auch hierfür ist
der Headliner des Abends bekannt! Gute 5 Minuten vor dem Auftritt der Finnen strömen nun auch die letzten Besucher in die Location, die sich sehr gut füllt, jedoch nicht gänzlich ausverkauft ist, als aus den Lautsprechern beruhigende Naturgeräusche und Vogelgezwitscher ertönen. Nun folgt der Klassiker. Die Bühne verdunkelt sich, die Musiker treten einzeln hinauf und im Publikum bricht der Begrüßungsapplaus aus. Das Licht geht an…und die Band legt los. Jedoch nicht mit Pauken und Trompeten, sondern angenehm mit Akustikgitarre, Keyboards, E-Bass und -Gitarre sowie Cajon.Von der ersten Note an merkt man Tony und seinen Mannen sofort an: Die haben da richtig Bock drauf! Auch Sonata’s Setlist besteht an diesem Abend aus einem guten Schnitt Ihrer bisherigen Werke. Jedoch kommen dieses mal viele Ihrer ruhigen Songs und Midtempo-Nummern zum Zuge, welche auch absolut perfekt als Akustikversion funktionieren! Auch, da die Lieder nicht einfach eins zu eins auf Lagerfeuerromantik umgemünzt wurden. Man hat sich für die Songs eigene Arrangements einfallen lassen. So ist anhand der Intros nicht immer gleich das darauffolgende Stück
sofort erkennbar und mitsingfeste Fans kommen auch schon mal ins straucheln (mich mit einbezogen), da der ein oder andere Part etwas angepasst wurde. Elias frickelte in Höchstgeschwindigkeit an seiner E-Gitarre übers Griffbrett, während den Akustikgitarrenpart der Multiinstrumentalist und Amoral Gitarrist Masi Hukari übernahm.
Begannen die, heute 6, Jungs, mit „Life“ schon saustark, konnten Sie die Stimmung über „Letter to Dana“ und „The rest of the sun belongs to me“ kontinuierlich nach oben schrauben, bis Sie mit „Wolf & Raven“ endlich das Haus zum toben brachten. Die wahnsinnig schnelle Nummer aus Ihrem Erstlingswerk, welches dieses Jahr 20 Jahre Jubiläum feiern darf,
machte unheimlich Spaß zum Hören, und der gesamte Saal stimmte zum Refrain mit ein, während die Band das Lied fast schon Polka-artig zum besten gab und mit donnerndem Applaus belohnt wurde. Zu „Tallulah“ durfte das Publikum erfahren, das auch Schattenseiten durchaus spaßig sein können. So soll laut Tony irgendwo in Finnland in einer Karaokebar ein „Tallulah Verboten“ Schild hängen. Das kümmerte an diesem Abend
Niemanden, und so wurde ebenfalls kräftig mitgesungen. Vor „Paid in Full“, welches mit einem frechen Rülpser verschmitzt von Tony „aufgepeppt“ wurde, fand man kurz Zeit, einer kleinen Fragerunde beizuwohnen, in welcher die Musiker über Ihren ersten Wagen informierten. So fährt Henrik grundsätzlich Mercedes, Tomy (in perfektem Deutsch) Opel Kadett und der Rest der Band Japaner. Nur eben Tony’s erstes Auto war „Paid in Full“.Und so ging nach guten 1.5h Stunden der Abend mit dem Sonataklassischem „Vodka“ gefühlt viel zu schnell zu Ende.
Mein Fazit:
Die Akustiktour in Finnland wurde hart gefeiert, dementsprechend aufgeregt war ich auf die Europashows, wenngleich auch etwas skeptisch, ob das Akustik „Abenteuer“ auch wirklich auf die Dauer des Abends funktioniert. Und ich kann es freudig bejahen! Zwar hatte die Show einen kleinen Durchhänger zu „On the Faultline (Closure to an Animal)“ hin, was auch bandseitig kokett kommentiert wurde, was aber verkraftbar war. Die enorme Spielfreude, die sehr gute Songauswahl sowie die unterhaltsamen Ansagen, gepaart mit einer wahnsinns Crowd haben mir persönlich einen
wunderbaren Abend verschafft. Und das Konzert / die Tour funktioniert super als Appetizer für das im Septembererscheinende, zehnte Studioalbum und die darauffolgende Tour.
SETLIST
- Life
- Only the Broken Hearts (Make You Beautiful)
- Half a Marathon Man
- The Rest of the Sun Belongs to Me
- As If the World Wasn’t Ending
- FullMoon
- Letter to Dana
- Alone in Heaven
- On the Faultline (Closure to an Animal)
- Wolf & Raven
- I Have a Right
- Black Sheep
- Among the Shooting Stars
- Tallulah
- Paid in Full
- Flag in the Ground
—Zugabe - Victoria’s Secret (Tony & Elias only)
- The Wolves Die Young
Text / Bilder : Ecki