Bericht: So war das Schlosshof Festival 2024
Das 17. Schlosshof Festival in Höchstadt an der Aisch war vor allem eines: heiß! Und das nicht nur wegen der Sonne, denn auch auf den Bühnen wurde brennende Energie abgeliefert. Die große Musikbühne zog zahlreiche Besucher und Besucherinnen in den Schlosshof, wo von früh bis spät ausgelassen gefeiert und getanzt werden konnte. Für die Pausen bot die Marktbühne Unterhaltung mit der Mittelalterband „Gebrüder Schlimmm”, Gaukelei und Feuershow am Abend. Ganz nebenbei lud der Mittelaltermarkt zum Schlemmen, Staunen und Shoppen ein – vor allem zum ein oder anderen kühlen Getränk auf dem doch sehr sommerlichen Schlosshof Festival in diesem Jahr. Und sogar auf der Campsite wurde Livemusik geboten, die an beiden Tagen jeweils vor der Marktöffnung am dortigen Badehaus (Torbens Zuber) zu finden war und auf den Tag einstimmte.
Schlosshof Festival: Freitag, 9. August 2024
Den ersten Festivaltag eröffnete gegen 17:30 Uhr die Band Trollfaust, deren Bühnenbild und Outfits perfekt aufeinander abgestimmt waren und die bereits zu Beginn für Feierlaune sorgten. Für die Augen gab es Lederfetzen, Dreck und Schädel, für die Ohren haufenweise Dudelsack- und Trommelsound mit gelegentlicher Drehleier-Einlage. Songs wie „Hexenreigen” luden zum Mitsingen und Tanzen ein, bei „Absinth” wurde die Bühne grün beleuchtet und gegen Ende des Stücks wurde ein Krug mit grünem Rauch emporgehoben. Ein würdiger Start für das Schlosshof Festival 2024!
Der nächste Act, ebenfalls kein Unbekannter in Höchstadt, hatte gleich mehrere Überraschungen mit an Bord: Die Freibeuter von Vroudenspil kündigten ihr neues Album an, das im November erscheinen soll und spielten bereits ein paar neue Stücke wie „1000 Seelen” und die „Pestpockenpolka”. Die größte Überraschung war jedoch, dass die Band zum ersten Mal zu neunt auf der Bühne stand. Nach einigen Wechseln in den letzten Jahren an Instrumenten und Gesang, wurde der Auftritt nicht vom aktuellen Sänger Don Santo, sondern vom heimgekehrten Ratz von der Planke eröffnet. Er sang den „Wiedergänger” erst allein, dann übergab er an Don Santo und schließlich performten die beiden Piraten gemeinsam – das komplette Konzert. Der Jubel war groß, als Ratz das Publikum mit den Worten „Moin ihr Luschen … ist verdammt lang her” begrüßte – ein echtes Special auf dem 17. Schlosshof Festival und unvergesslich für alle Fans.
Etwas härtere Klänge schlugen anschließend Die Apokalyptischen Reiter an, die zuletzt 2008 in Höchstadt gespielt haben – wurde also mal wieder Zeit für einen Auftritt im Schlosshof. Aus dem selben Jahr haben sie ihren Song „Es wird schlimmer” mitgebracht, aber auch Stücke ihrer neuen EP „Die Mutter des Teufels” durften nicht fehlen. Bei „Nach der Ebbe” wurde eine freiwillige Besucherin in einem Schlauchboot über das Publikum getragen, was die Stimmung nur noch weiter anheizte.
Gegen 22:00 Uhr war es an der Zeit für den Headliner des ersten Tages: Mr. Hurley & Die Pulveraffen sind extra aus dem karibischen Osnabrück nach Mittelfranken geschippert, um in ihrem „15 Jahre Aggro Shanty”-Jubiläumsjahr auch das Schlosshof Festival nicht als Gelegenheit zum Feiern auszulassen. Mit dem „Affentotenkopp” eröffneten die vier Geschwister ihre Headliner-Show und machten das Publikum kurzerhand zur Begleitband, die für die Lautstärke zuständig war. Im Mittelpunkt des Auftritts stand das aktuelle Album „Leuchtturm”, dessen Titelsong nicht nur in Kupfergold’s Version „Op Kölsch” auf dem Kölner Karneval vertreten war, sondern mittlerweile auch als Ballermann-Song gecovert wurde. Standesgemäß gab es auf der Bühne zwischendurch das so beliebte grüne Pfefferminzlikörchen, um die Stimmen zu ölen. Außerdem versprach der einäugige Morgan, dass ihnen die Themen erstmal nicht ausgehen würden – Mr. Hurley’s Unzulänglichkeiten würden noch allerhand Piratentexte hervorbringen und die Fans bei Laune halten. Nach einem mehr als gelungenen Auftritt und mehreren Zugaben kam das Konzert der räudigen Piraten mit ihrem traditionellen Medley schließlich zum Ende, in dem es eine bunte Mischung aus den verschiedensten Songs und Genres gab und das in „Blau wie das Meer” mündete. Dabei wurde die Bühne kurzerhand von ein paar Vroudenspilern gekapert – denn immerhin kann es nie genug Piraten auf einem Festival geben – und die Besucher*innen wurden in die Nacht entlassen.
Schlosshof Festival: Samstag, 10. August 2024
Mehr oder weniger ausgeruht, ging es am zweiten Festivaltag schon um 13:00 Uhr mit Koenix los, die zwar eigentlich aus der Schweiz kommen, aber für ihren Auftritt beim Schlosshof Festival auf dem Rückweg aus Schweden einen kleinen Schlenker gefahren sind. Der Schlagzeuger war dabei leider auf der Strecke geblieben, aber zum Glück konnte kurzerhand ihr Tonmann einspringen. Nach dem eindrucksvollen Intro mit fantasievollen Masken und Kostümen spielten die Musiker einen ihrer neuen Songs, den „Drachenreiter”, der zusammen mit „Hier und jetzt” zu einer Reihe deutscher Lieder gehört – anders als die sonst meist schweizerdeutschen oder auch französischen Texte. Träumen konnte das Publikum bei „Fuchur”, bei dem man mit der unendlichen Geschichte davonschweben konnte, bevor es mit dem „Dampfwalzer” heiß her ging auf dem Tanzparkett. Insgesamt waren Stimmung und Publikumsgröße allerdings ungewohnt zurückhaltend – was möglicherweise am neuen Stil der aktuellen Songs liegen mag, der nicht von allen befürwortet wird. Begleitet wurde die Band das komplette Konzert über von Lumarra Firedance, die durch ihre abwechslungsreichen Kostüme und Tanzeinlagen der Show etwas Magie einhauchten.
Im Anschluss rockten die fünf Musiker von Rauhbein die Bühne im Schlosshof. Direkt zum Einstieg gab es den Titelsong des 2023 erschienenen Albums „Herz eines Kriegers”, bevor sich die Band mit dem Song „Rauhbein” mehr oder weniger vorstellte. Die Hessen haben offensichtlich auch in Franken einige Fans, da trotz Hitze bereits am frühen Nachmittag fleißig mitgesungen wurde. Und obwohl Geiger Justin am Vortrag mit viel Schnaps seinen Geburtstag gefeiert hatte, gab die Band auf der Bühne alles und schwelgte besonders bei „Alles für Gin” in Erinnerungen an das Fest – ihre deutsche Version des bekannten Traditionals „All for me grog”. Die musikalische Mischung aus ihren beiden Alben wurde mit dem Rauhbein-Cover „Dancing Queen” gekrönt, den das Publikum sehr feierte.
Kurz nach 16 Uhr legten Mr. Irish Bastard mit einer Probefahrt los – ein Soundcheck, der schon vor dem richtigen Konzert für mächtig Partystimmung sorgte. Spätestens da wurde klar, dass sich der Schlosshof gleich ziemlich gut füllen würde. Mit im Gepäck hatten die Münsteraner einige Songs des im Frühjahr 2024 erschienenen Albums „Battle Songs Of The Damned” – gleich zu Beginn gab es „McGregor Irish Hooligan” auf die Ohren. Neben dem bekannten Irish-Folk-Punk haben sie mit „Wolfpack” auch einen – wie sie selbst sagen – Fast-Pop-Song geschrieben, dessen Wolfsgeheul im Refrain vom Publikum freudig nachgeahmt wurde. Dank der gelegentlichen Gartenschlauchdusche von Veranstalter Thomas Ackermann konnte auch bei sommerlichen Temperaturen ausgelassen gefeiert und getanzt werden. Zu „Black Eye Friday” wurde sich von der Band schließlich Crowdsurfing gewünscht: Ein feierwütiger Besucher lief kurzerhand nach hinten und ließ sich vom Publikum zur Bühne tragen, bevor das Konzert dann mit „I Hope They Sell Beer in Hell” ein würdiges Ende nahm.
Nach langer Abstinenz wurde es 2024 mal wieder Zeit für Tanzwut auf dem Schlosshof Festival, da die Berliner zuletzt im Jahr 2016 in Höchstadt auf der Bühne standen. „Die Tanzwut kehrt zurück” passte daher für den Anfang der Show ganz gut. Bei „Bis zum Meer” bewiesen die tanzwütigen Besucher und Besucherinnen, dass sie eines Meeres würdig waren, indem sie ihre Hände wie Wellen im Wind bewegten. Zwar hatten sich die Fans schon auf das neue Album „Achtung Mensch!” gefreut, das eigentlich am 09.08.2024 erscheinen sollte, doch müssen sie sich aufgrund von Lieferproblemen leider noch bis zum 30.08.2024 gedulden. Den Titelsong gab es dennoch zu hören. Nichts desto trotz war die Stimmung im Schlosshof während des Auftritts sehr ausgelassen, es wurde viel mitgesungen und auch bis in die hinteren Reihen geklatscht und getanzt.
Weniger düster und umso ausgefallener wurde es im Anschluss mit Knorkator. „Deutschlands meiste Band der Welt” hatte einige Überraschungen im Gepäck – was eher nicht so überraschend ist, wenn man die Berliner kennt. Beim dritten Song „Die Welt wird nie wieder so, wie sie vorher war” vom letzten Album „Sieg der Vernunft” holte Sänger Stumpen kurzerhand alle Fotografierenden aus dem Graben auf die Bühne, um sich und die Band in Szene zu setzen. Später wies er noch darauf hin, dass hinter dem Publikum ein Fotograf am Fenster des alten Gebäudes steht und sich alle mal umdrehen sollen – das sorgte für ganz besondere Aufnahmen, aber ließ auch die Frage zurück, ob Stumpen was gegen Fotografen hätte. Das Publikum feierte den Auftritt von Knorkator sehr, auch wenn es hier und da ein paar fragende Blicke gab. Bekannte Songs wie „Der Hofstaat” und „Wir werden alle sterben” brachten Feierlaune und reges Mitsingen – während des Auftritts gab es sogar einen richtigen Moshpit, wie man ihn beim Schlosshof Festival nicht unbedingt erwartet. Bei der letzten Zugabe wurde es nochmal wild: „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett” setzte nicht nur das Publikum in Bewegung, sondern holte einen Teil von Mr. Irish Bastard auf die Bühne, der exzessiv zur Musik tanzte.
Zu guter Letzt war es an der Zeit für den Samstags-Headliner: Subway to Sally betraten mit der „Henkersbraut” die Schlosshof-Bühne. Ihr letzter Besuch war noch gar nicht lange her, denn sie traten bereits im letzten Jahr als Samstags-Headliner auf. Mit einer eindrucksvollen Licht- und Nebelshow ging es weiter mit „Was ihr wollt” vom aktuellen Album „Himmelfahrt”. Ebenfalls ein neuer Song: „Leinen los”, bei dem das Publikum an diesem Tag erneut zum Meer wurde und Wellen nachahmte. Nach einigen älteren StS-Klassikern wurde dann mit „Auf dem Hügel” nochmal ein Himmelfahrts-Lied gespielt, bei dem sich die Schlosshof-Besucher und -Besucherinnen schunkelnd in den Armen lagen. Die Show war also eine gelungene Mischung aus neuen und alten Songs, dazu gewohnt licht- und pyrogeladen, und geleitete das Schlosshof Festival in seinen letzten Abend für 2024.
Schlosshof Festival: Ausblick ins Jahr 2025
Nachdem auch das 17. Schlosshof Festival ein voller Erfolg war, wurde bereits während des Wochenendes auf einem Banner vor Ort der Termin für nächstes Jahr bekannt gegeben: Am 22. und 23. August 2025 wird der Schlosshof in Höchstadt an der Aisch wieder gerockt! Etwas später als gewohnt – damit das Festival hoffentlich nicht mit so vielen anderen Events kollidiert. Das Line-up verspricht jedenfalls, großartig zu werden, denn es wird etwas für jeden Geschmack geben: Vormerken könnt ihr euch bereits Versengold, Eluveitie, Equilibrium, Letzte Instanz, Coppelius, Manntra, die Gossenpoeten und Katerfahrt. Der Vorverkauf startet am 26.08.2024 – Tickets wird es wie immer direkt beim Veranstalter, bei ok-Ticket und Eventim sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen geben.